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Written by Videospielgeschichten on 2024-12-22 at 09:00

24 SEGA-Spiele, die mich prägten – Ein Adventskalender, Vierter Teil

Lesedauer: 7 Minuten

Heute ist der vierte Advent. Das bedeutet zweierlei: Zum einen ist übermorgen Heiligabend. Zum anderen steht heute Teil vier meines SEGA-Adventskalenders an. Wieder gibt es sechs Spiele, die mich Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre begleitet haben. Vielen Dank an alle, die diese kleine Reise in den vergangenen Wochen mitgemacht haben und jetzt schon einmal ein frohes Fest.

Inhaltsverzeichnis

Heute am 19. Dezember möchte ich Euch eines meiner wichtigsten Spiele für das Master System vorstellen. „Running Battle“ erschien 1992 ausschließlich in Europa für SEGAs 8-Bitter.

Die Konsole hatte ich ja wie schon erwähnt zu Weihnachten 1991 bekommen. Im Karton lag eine Werbung für ein Abonnement der Zeitschrift GAMERS, welches ich meiner Mutter hernach erfolgreich „aus dem Kreuz leierte“. Das Heft war fortan mein bevorzugtes Informationsmedium, und trudelte erstmals mit Ausgabe 02/92 bei mir ein, das muss so im März 1992 gewesen sein, vielleicht auch Ende Februar.

Für eines der dort getesteten Spiele konnte ich mich besonders begeistern: „Running Battle“. Ich kann heute gar nicht einmal genau sagen, was genau diese Begeisterung auslöste. Die Note (3-) kann es sicher nicht gewesen sein. Aber irgendwie wollte ich das Modul unbedingt haben, und ich bekam es dann auch kurz nach Ostern. Es war somit (von „Ghost House“ einmal abgesehen) mein erstes separates Spiel, welches ich nach Anschaffung der Konsole bekommen habe. Gleichzeitig war es auch meine erste Bestellung bei Korona Soft. Mit dem Spiel und der GAMERS wurden also quasi die Weichen für die folgenden drei Jahre gestellt.

Das Gameplay ist eigentlich weder besonders innovativ noch abwechslungsreich. Als kampfsporterprobter Cop auf einem Rachefeldzug prügelt man sich durch Horden von Gegnern, am Ende jedes Levels wartet ein Boss. Es gibt jedoch einen speziellen Angriff, der irgendwie besonders befriedigend ist: Wenn der Gegner sich in der Luft befindet und man ihm dann einen Tritt versetzt, dann entwickelt sich das zu einer Art „Dauerfeuer“ und man bewegt sich zusammen mit dem Gegner quer über den Screen. Schwer zu beschreiben, muss man gesehen und gespielt haben. Allein schon dieser Move macht vieles vom Reiz des Spiels aus. Und noch etwas: Jedes Mal wenn ich in einem Fahrstuhl stehe und die Tür sich schließt, muss ich an „Running Battle“ denken. Wer das Spiel kennt, weiß vielleicht, was ich meine.

Ich habe mich sehr lange mit „Running Battle“ beschäftigt und sogar eine Anleitung für die Bosskämpfe geschrieben. Ebenso habe ich alle in den Zwischensequenzen eingeblendeten Texte abgeschrieben und versucht, diese (mit den Englischkenntnissen meines dreizehnjährigen Ich) zu übersetzen.

Was soll ich sagen? Es handelt sich einfach um eines der für mich wichtigsten, gleichzeitig jedoch allgemein recht wenig bekannten Spiele. Selbst heute noch hole ich es gelegentlich hervor, um ein paar saftige Flying Kicks zu verteilen.

20. Dezember: „Rastan“

Heute gibt es wieder einmal die Umsetzung eines Arcade-Automaten aus dem Hause Taito. „Rastan“ erschien 1987 in den Spielhallen, ein Jahr später wurde das Spiel für das Master System veröffentlicht.

In bester Conan-Manier kämpft man sich hauptsächlich mit dem Schwert durch eine Fantasy-Landschaft, um reihenweise Monster niederzumachen. Wieder einmal war es mein Kumpel Rayk, der im Besitz des Spiels war. In der Anleitung stand geschrieben: „Wo Rastan war, war der Tod“. Aufgrund des abnormal hohen Schwierigkeitsgrads des Moduls sah ich mich bemüßigt, diesen Satz wie folgt umzuformulieren: „Wenn Rastan da war, war er tot“.

Aufgrund seiner schönen Grafik und nicht zuletzt wegen der superben musikalischen Untermalung hat sich das Spiel dennoch nachhaltig bei mir eingeprägt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass es sich hier um dasjenige Spiel für das Master System mit dem besten Soundtrack handelt. Irgendwann muss ich mir daher das Modul selbst einmal zulegen.

21. Dezember: „World Class Leaderboard“

Je mehr wir uns Heiligabend nähern, desto höher wird die Relevanzdichte der vorgestellten Spiele, bezogen natürlich auf meine eigene Historie mit dem Master System. Daher lernt Ihr heute ein Spiel kennen, das in meiner persönlichen Rangliste ganz weit oben steht.

„World Class Leaderboard“ wurde 1991 in Europa für das Master System veröffentlicht und basiert auf der gleichnamigen, vier Jahre zuvor ursprünglich für den C64 erschienenen Golfsimulation von Access Software. Mein erster Kontakt mit dem Spiel fand 1991 oder 1992 auf dem 286er meines Cousins statt. Vor allem die trotz fehlender Soundkarte digitalisierten Sprachsamples faszinierten mich seinerzeit ungemein. Zudem entwickelte ich wegen des Spiels in der Folgezeit ein regelrechtes Faible für den Golfsport, welches sich bis heute gehalten hat.

Wir machen einen Zeitsprung in den Sommer des Jahres 1994. Ich stehe kurz davor, nun endlich selbst von einer 8-Bit-Konsole auf einen PC umzusteigen. Das Master System hat seinen Zenit bereits weit überschritten, die meisten Spiele sind mittlerweile stark im Preis reduziert. Da flattert ein Flyer meines bevorzugten Versands Korona Soft ins Haus. Und was sehe ich? „World Class Leaderboard“ ist für 39,95 DM erhältlich. Ein letztes Spiel noch, bevor der PC Einzug hält? Gesagt, getan, der Bestellzettel ist ausgefüllt und abgeschickt, einige Tage später trifft das Modul ein. Es ist ein Samstag, und ich kann mich gut erinnern, wie ich ein wenig wehmütig einige Runden Golf auf meiner treuen alten Konsole absolviere.

Ich habe Euch den Flyer, der zum Kauf führte, als Foto beigefügt. Darauf kann man gut meine fast schon wissenschaftliche Herangehensweise an die Kaufentscheidung nachvollziehen. Weiterhin seht Ihr den Test der (identischen) Game-Gear-Version aus der GAMERS 01/92.

Das Modul ist dermaßen „neu“, dass ich sogar den üblichen Flyer noch in der Packung gelassen habe, wie auf dem Bild zu erkennen ist.

22. Dezember: „WWF Wrestlemania Steel Cage Challenge“

Wohl keinem Spiel bin ich so lange hinterhergejagt, keines habe ich so sehnsüchtig erwartet, wie „WWF Wrestlemania Steel Cage Challenge“.

Seit ungefähr Mitte 1992 war ich ein großer Fan der World Wrestling Federation und ihrer muskelbepackten Superstars. Meine erste diesbezügliche Videospielerfahrung machte ich auf dem SNES meines Cousins mit „WWF Royal Rumble“. Ich war hellauf begeistert von den großen Sprites, den äußerst originalgetreuen Einzugsmelodien der Wrestler und der atmosphärischen Darstellung der Kämpfe. Vor allem zu zweit machte das Spiel riesigen Spaß. Einige Zeit später bekam mein Kumpel Rayk (ohne ihn wäre dieser Adventskalender nur halb so spaßig, daher an dieser Stelle schöne Grüße an ihn) das Modul für sein Mega Drive und es entwickelte sich bei uns zum Dauerbrenner. Lediglich die Abwesenheit meines Lieblingswrestlers Tatanka störte mich.

Aus Werbeanzeigen erfuhr ich, dass auch für das Master System ein WWF-Spiel in Planung war. Jedoch fand ich in meiner Zeitschrift GAMERS keinerlei Hinweise darauf, und auch Korona Soft führte es nicht. Sollte es sich um eine Falschmeldung gehandelt haben?

In der Video Games 08/93 fand ich dann schließlich einen Test, und beim Theo Kranz Versand war das Spiel gelistet. Selbstverständlich wurde sofort eine Bestellung getätigt, und einige Tage später hielt ich „WWF Wrestlemania Steel Cage Challenge“ in den Händen. Abgesehen davon, dass in diesem Spiel endlich auch Tatanka vertreten war, handelte es sich jedoch leider um eine enttäuschende Erfahrung. Das Gameplay war eintönig und stupide und auch die Finisher der Wrestler fehlten. Dass auf dem Master System trotz technischer Einschränkungen mehr möglich gewesen wäre, zeigt das einige Zeit später leider nur für Game Gear erschienene „WWF Raw“. So aber musste ich weiterhin zu Rayk gehen, wenn ich Lust auf richtig coole Wrestling-Action hatte.

Das Modul habe ich dennoch in Ehren gehalten und hole es gelegentlich für eine kurze Runde hervor.

23. Dezember: „Golden Axe Warrior“

Einen Tag vor Heiligabend kommt es zu einer Ausnahme: Ich zeige Euch ein Spiel, welches ich nicht zwischen 1990 und 1995 kennengelernt habe, sondern erst einige Jahre später.

„Golden Axe Warrior“ ist quasi SEGAs Antwort auf Zelda. Mehr ist im Bezug auf das Gameplay glaube ich nicht zu sagen. Technisch hat das Modul gegenüber den Abenteuern von Link auf dem NES sogar die Nase vorn.

Wie kam ich nun zu dem Spiel, und warum taucht es in diesem Adventskalender auf? Nun, nachdem ich Ende 1994 auf den PC umgestiegen war, legte ich mein Master System für einige Zeit zur Seite. Fein säuberlich wartete es in dem eigens dafür angeschafften Aluminiumkoffer auf seine Wiederbelebung. Die Jahre gingen vorüber, und eines Tages im Jahr 2006 oder 2007 fiel mir meine alte Konsole wieder ein, das war allerdings noch lange vor dem allgemeinen Retro-Hype. Ich schaute mich auf eBay nach den aktuellen Modulpreisen um, diese waren damals noch durchaus moderat. Und ich kam auf „Golden Axe Warrior“, von dem ich gehört hatte, dass es „Legend of Zelda“ sehr ähnlich sei. Für günstiges Geld erwarb ich daher das Spiel, und setzte mein Master System wieder in Betrieb. Ich war derart gefesselt, dass ich wochenlang nun nichts anderes mehr spielte, und hörte erst auf, als ich den Endbildschirm zu Gesicht bekam. Als Hilfsmittel zeichnete ich mir sogar eine vollständige Karte. Die GAMERS war übrigens ebenso begeistert wie ich, und vergab innerhalb eines Rollenspiel-Specials in Ausgabe 05/92 eine 1-

Einige Jahre zogen wiederum ins Land, und mittlerweile galt es als chic, die alten Systeme wieder zu bespielen. Das sah man auch an den Preisen: Ich habe meine Sammlung an Master-System-Modulen seither zwar stetig erweitert, musste dafür aber auch oft tief in die Tasche greifen. „Golden Axe Warrior“ ist beispielsweise in der originalen Box mit Anleitung nur noch zu mittleren dreistelligen Beträgen erhältlich.

Aufgrund der Tatsache, dass ich selbst es quasi „zwischen den Zeiten“ gekauft habe, noch bevor Retrogaming gesellschaftsfähig wurde, und weil ich dermaßen viel Zeit in das Modul investiert habe, hat es sich seinen Platz in dieser Aufzählung redlich verdient.

24. Dezember: „Trivial Pursuit“

Heute ist Heiligabend, womit mein kleiner Adventskalender auch schon wieder am Ende angelangt ist. Ich musste nicht lange überlegen, welches Spiel ich Euch an dieser Stelle präsentiere, denn ich habe einfach dasjenige gewählt, welches ich vor genau 30 Jahren unter dem Weihnachtsbaum liegen hatte.

„Trivial Pursuit“ ist eine Umsetzung des gleichnamigen Quiz-Klassikers und erschien Ende 1992 für das Master System. Meine Cousine und ich waren damals ausgesprochene Brettspiel-Fans und saßen regelmäßig zusammen, um uns mit „Hotel“ oder „Das Spiel des Lebens“ unsere Zeit zu vertreiben. Da sie zu Weihnachten 1993 „Trivial Pursuit“ bekommen sollte, wünschte ich mir die entsprechende Version für das Master System. So konnten wir bei Ihr das „richtige“ Spiel spielen und bei mir das elektronische.

Aufgrund der Tatsache, dass sämtliche Fragen eingedeutscht und bis zu sechs Teilnehmer möglich sind, versammelte sich oft die ganze Familie vor der Konsole. Das war auch eine neue Erfahrung für mich. Ich werde das Spiel daher immer mit Weihnachten und Familie verbinden. Die Titelmelodie habe ich ebenfalls oft im Kopf und summe sie sogar manchmal vor mich hin. Die GAMERS war der Umsetzung gegenüber übrigens ebenfalls nicht abgeneigt, Boris Schneider hatte in Ausgabe 01/93 eine wohlwollende 2- vergeben.

Ich bin über Weihnachten gerade wieder zu Besuch bei meinen Eltern und habe es mir nicht nehmen lassen, das Spiel mit herzubringen und die Box hier am originalen Ort des Geschehens zu fotografieren.

Zum Abschluss habe ich Euch noch ein Bild aus unserem damaligen Wohnzimmer hinzugefügt. So sah damals unsere Fernsehecke inklusive Master System aus. Links sind noch gut meine ersten Spiele („Ghost House“, „Running Battle“und „Olympic Gold“) zu erkennen. Das Bild muss ungefähr im Sommer 1992 entstanden sein. Später bin ich dann mit der Konsole in mein eigenes Zimmer umgezogen.

Ich danke Euch für das nicht nachlassende Interesse und Eure rege Beteiligung in Form von eigenen Erinnerungen und Kommentaren. Es ist mir bewusst, dass meine Auswahl keineswegs repräsentativ sein kann, da die Spiele eng mit meiner eigenen Geschichte verbunden sind. Wenn Ihr mögt, teilt mir gern mit, wie Eure Top 24 ausgesehen hätte.

Ich wünsche Euch nun ein schönes Weihnachtsfest mit vielen tollen Geschenken.

Hast du die anderen Teile der Reihe schon gesehen? Falls nicht, findest du sie hier:

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